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Passivhaus – So funktioniert modernes Energierecycling

Mit einem Passivhaus kannst du langfristig Energie und damit verbundene Kosten sparen und dabei auch noch der Umwelt etwas Gutes tun. Was genau diesen modernen Gebäudestandard beim Energiesparen so effizient macht, wie er funktioniert und welche anderen Energiesparhaus-Modelle es noch gibt, erfährst du in diesem Artikel.

Ein Passivhaus
© KB3/AdobeStock

In aller Kürze

  • Ein Passivhaus generiert Energie durch passive Wärmequellen und benötigt keine externe Energieversorgung.

  • Die Investition hat sich nach etwa 10 Jahren gelohnt.

  • Beim Bau musst du dich an bestimmte Vorgaben zum Energieverbrauch halten.

  • Entscheidend beim Bau sind die Isolierung, die Fenster sowie die richtige Lüftungsanlage.

Was ist ein Passivhaus?

Wie das Wort “passiv” schon vermuten lässt, wird bei einem solchen Haus die Wärme nicht aktiv generiert, sondern durch ein besonderes Zu- und Abluftsystem aus passiven Wärmequellen bezogen. Diese sind einerseits die externe Sonneneinstrahlung und andererseits interne Wärmeerzeugnisse von den Bewohner:innen des Hauses sowie Elektrogeräten des täglichen Gebrauchs, die ebenfalls freigesetzte Energie an ihre Umgebung weitergeben.

Das Besondere ist: Durch eine effiziente Gebäudehülle in Kombination mit entsprechend gedämmten Wänden und Fenstern, wird nicht nur der Wärmeverlust minimiert – es wird sogar eine Wärmerückgewinnung ermöglicht. Somit recycelt das Passivhaus seine eigene Wärme und nutzt nur bei Bedarf eine Zuluftnachheizung, wodurch eine separate Heizung nicht mehr benötigt wird.

Wie funktioniert ein Passivhaus?

Neben der guten Wärmedämmung der Gebäudehülle, also der Außenwände und Fenster (hierbei wird meist auf dreifache Wärmeschutzverglasung zurückgegriffen) ist es essentiell für die Wärmerückgewinnung, dass die Luft im Passivhaus mithilfe eines sogenannten EC Ventilators in einer Art Kreislauf zirkuliert. Hierbei wird eine Lüftungsanlage genutzt, die das Haus durchgehend mit Frischluft versorgt und Fortluft kontrolliert hinaus lässt. Dabei überträgt sich die Wärme, die sich bereits im Haus befindet durch einen Luft/Luft-Wärmetauscher auf die kühle Frischluft und heizt diese auf natürliche Art auf. Dadurch können bis zu 75% der Wärme recycelt werden.
Begünstigt wird die Nutzung passiver Energie auch durch eine Ausrichtung des Hauses nach Süden. So wird im Winter möglichst viel Sonnenlicht als Wärmequelle genutzt.

Vor- und Nachteile eines Passivhauses

Vorteile

  • Bis zu 4.000 kg weniger CO2-Ausstoß pro Jahr als bei herkömmlichen Gebäuden
  • Geringe Nebenkosten
  • Unabhängig vom Preisanstieg der Energiekosten
  • Lange Haltbarkeit der Baustoffe
  • 80% niedrigere Heizkosten als bei herkömmlichen Häusern
  • Vermindertes Risiko für Schimmelbildung
  • Sehr guter Schallschutz durch die Dämmung
  • Nicht benötigt werden: Brennstofflager, Schornstein, Heizungsanlage

Nachteile

  • Hohe Investitionskosten
  • Aufwendige Regulierung der Warmluftströme für die einzelnen Räume
  • Schnelles Aufheizen des Passivhauses im Sommer
  • Bei einem Stromausfall kommt es zum Stillstand der Lüftungsanlage
  • Niedrige Luftfeuchtigkeit in den Wintermonaten
  • Eine regelmäßige Kontrolle des Energieverbrauchs ist erforderlich
  • Hohes Fehlerrisiko bei der Installation der Lüftungsanlage

Ab wann lohnt sich ein Passivhaus?

  • Mit einer Amortisation, also vollständigen Tilgung, der Investitionskosten kann bereits nach etwa 10 Jahren gerechnet werden.
  • Dies ist auch abhängig vom eigenen Energieverbrauch.
  • Zusätzlicher Vorteil: Energiesparhäuser werden durch Investitions- und Tilgungszuschüsse sowie zinsgünstige Baudarlehen staatlich gefördert, z.B. durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
Ein Techniker untersucht einen Durchlauferhitzer.
© Minerva Studio/AdobeStock
Aktuelle Info

Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude (BEG)

Seit dem 01.03.2023 gibt es für den Hausbau oder Kauf eines Neubaus die neuen KfW-Förder­kredite und Zuschüsse „Klimafreundlicher Neubau“. Du erhältst die Förderung, wenn das Haus die Effizienzhaus-Stufe 40 erreicht und die Vorgaben für das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude Plus (QNG-PLUS) erfüllt. Außerdem darf es nicht mit Öl, Gas oder Biomasse beheizt werden.
Für die energetische Sanierung eines bestehenden Hauses oder den Kauf eines frisch sanierten Effizienzhauses gibt es den Wohngebäude-Kredit. Gefördert werden alle Maßnahmen, die zur Effizienzhaus-Stufe 85 oder besser führen. Bei einem Kauf müssen die Sanierungskosten dafür gesondert ausgewiesen sein.
Quelle: KfW

Das musst du beim Bau beachten

Welche Richtlinien muss ich einhalten?

Wer ein Haus bauen oder umbauen möchte, muss sich dabei grundsätzlich an die Richtlinien aus dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) halten. Dieses gilt seit November 2020 und löst die bisherige Energieeinsparverordnung (EnEV) ab. Das GEG enthält Anforderungen an die energetische Qualität von Gebäuden, die Erstellung und die Verwendung von Energieausweisen sowie an den Einsatz erneuerbarer Energien in Gebäuden. Dabei geht es in erster Linie darum, Wärme einzusparen.

Weitere spezifische Anforderungen an Passivhäuser werden darüber hinaus vom Passivhaus Institut vorgegeben.
Auch hierbei gilt es, drei zentrale Richtwerte zu beachten, die wir hier für dich auf einen Blick dargestellt haben:

Richtwerte

  1. Der maximale jährliche Heizenergieverbrauch pro Quadratmeter beträgt bei Passivhäusern 15 Kilowatt, welcher etwa 1,5 Litern Heizöl entspricht.
  2. Auch darf eine Heizlast von 10 Watt pro Quadratmeter nicht überschritten werden.
  3. Darüber hinaus muss der Bedarf an erneuerbarer Primärenergie auf 60 Kilowattstunden pro Quadratmeter pro Jahr beschränkt sein.

Die 4 Grundprinzipien

Bei der Wahl der richtigen Gebäudehülle müssen zwei Dinge beachtet werden:

  1. Dämmung: Die Außenwände des Passivhauses müssen über eine ausreichende Wärmedämmung verfügen. Jeder Verlust von Wärme, z.B. durch die Hauswände, muss durch einen entsprechenden Wärmegewinn ausgeglichen werden. Sonst sinkt die Temperatur im Gebäude. Die Dämmung muss daher den Vorgaben entsprechen, damit das Gebäude als Passivhaus zertifiziert werden kann.
  2. Luftdichtheit: Die Außenhülle des Hauses muss möglichst luftdicht sein. Wenn die Wände undichte Stellen aufweisen, kann dies mit der Zeit zu Bauschäden führen, z.B. indem Feuchtigkeit eindringt.
Da auch Fenster zur Außenhülle eines Hauses zählen und besonders anfällig für Wärmeverlust sind, sollten diese ebenfalls sorgfältig gewählt werden. Es empfiehlt sich, Fenster mit Dreifachverglasung auszuwählen. Grundsätzlich sollten diese jedoch einen maximalen Wärmedurchgangskoeffizienten von 0,80 Watt pro Quadratmeter und Kelvin haben.
Der Wärmetauscher ist das Herzstück des Passivhauses: Er sorgt für den Austausch von frischer Kaltluft und verbrauchter Warmluft. Hierbei vollzieht sich eine sogenannte Luftwärmerückgewinnung, bei der mindestens 75% der sich im Haus befindlichen Wärme durch die Übertragung auf die Kaltluft recycelt werden. Der Wärmetauscher garantiert darüber hinaus eine konstant gute Raumluftqualität.
Wärmebrücken sind Bereiche in Gebäudebauteilen, welche besonders gut Wärme leiten und diese dadurch schneller nach außen bringen. Das können Ecken und Kanten, aber auch Anschlüsse und notwendige Durchdringungen der Fassade sein. Da der Wärmeverlust bei Passivhäusern möglichst vermieden werden soll, müssen eventuelle Wärmebrücken vor dem Bau unbedingt bedacht und sorgfältig geplant werden.

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Du möchtest dein bestehendes Haus energieeffizient sanieren? Erfahre in unserem Ratgeber mehr über die Verfahren, Kosten und Fördermöglichkeiten:
Energetische Sanierung: Maßnahmen und Regelungen auf einen Blick

Was ist der Unterschied zum Niedrig- und Nullenergiehaus?

Neben dem Passivhaus gibt es noch viele weitere Formen von Energiesparhäusern. Dazu gehören unter anderem das Niedrigenergiehaus sowie das Nullenergiehaus, wobei das Passivhaus eine der beliebtesten Form von Effizienzhäusern darstellt. Der Unterschied liegt meistens in den verwendeten Energiequellen und ob diese externer oder interner Natur sind. Doch auch die Investitionskosten bilden einen entscheidenden Faktor:

Niedrigenergiehaus
© warrantbuffet/AdobeStock

Niedrigenergiehaus

Grundsätzlich wird heute jeder Neubau aufgrund des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) als Niedrigenergiehaus gebaut. Dieses darf jährlich einen Heizenergieverbrauch von maximal 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter (oder auch 7 Liter Heizöl) aufweisen.
Das Passivhaus ist ein erweitertes und noch effizienteres Niedrigenergiehaus. Es unterliegt einer Verbrauchsbeschränkung von nur 1,5 Litern Heizöl oder 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr. Dadurch sind die Investitionskosten jedoch auch höher als ein Niedrigenergiehaus.

Nullenergiehaus
© KB3/AdobeStock

Nullenergiehaus

Das Nullenergiehaus geht noch einen Schritt weiter beim Energiesparen: Denn anders als ein Passivhaus, schafft es ein Nullenergiehaus übers Jahr seinen eigenen Energieverbrauch vollständig zu decken. Zusätzlich zu der energiesparenden Bauweise eines Passivhauses ist in Nullenergiehäusern oft noch eine Photovoltaikanlage zur Energieproduktion installiert. Diese generiert den Restbedarf an Energie. Im Vergleich zum Passivhaus ist dieses Energiesparmodell jedoch deutlich komplexer in seiner Bauweise und verlangt noch höhere Investitionskosten.

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Wichtige Fragen schnell erklärt:

Gefördert werden Sanierungen, Neubauten, einzelne energetische Maßnahmen und Baubegleitungen. Alle Infos zu den Fördermöglichkeiten gibt es auf den Seiten der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
Beim Hausbau in Eigenregie kannst du viel Geld sparen. Für bestimmte energietechnische Arbeiten solltest du dir aber trotzdem die Hilfe von Profis holen. Mit ihrer Expertise können sie dir helfen, die Richtwerte einzuhalten und den Bau gemäß den Vorgaben optimal umzusetzen. Beim Bau eines Passivhauses solltest du unbedingt darauf achten, dass die von dir beauftragten Bauunternehmen zertifizierte Passivhaus-Planer sind. So vermeidest du Fehler und teure Nachrüstungen. Mehr zum Hausbau in Eigenregie kannst du in unserem Ratgeber rund um den Neubau nachlesen.
Die Zertifizierung erfolgt nach umfangreicher Prüfung durch akkreditierte Stellen, wie z.B. das Passivhaus Institut. Es gibt 3 Zertifizierungen:
  • "Zertifiziertes Passivhaus“
  • "EnerPhit – Zertifizierte Modernisierung“
  • "Energiesparhaus"
Passivhäuser brennen anders: bei hohen Temperaturen entsteht im Gebäude ein Hitzestau, der zu einer erhöhten thermischen Belastung führen kann. Das hat Auswirkungen auf die Arbeit der Feuerwehrkräfte. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für Rauchgasexplosionen. Es gibt jedoch Brandschutz-Maßnahmen, die das Risiko deutlich verringern können:
  • Hohe Feuerwiderstandsklasse der einzelnen Bauteile
  • Installation von Brandmeldern im gesamten Gebäude
  • Einbau von Brandschutzklappen

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