Nullenergiehaus – So wird dein Haus zum energetischen Selbstversorger
Das besondere an einem Nullenergiehaus ist, dass es sich vollständig selbst mit Energie versorgt. Aber wie geht das? Die benötigte Energie wird durch Solaranlagen im Sommer gewonnen und durch eine effiziente Dämmung für den Winter gespeichert. In diesem Ratgeber erfährst du alles über die Vor-und Nachteile von Nullenergiehäusern, wie sie funktionieren und was du beim Neubau und Umbau berücksichtigen musst.

Übersicht
In aller Kürze
- Im Sommer produzieren Nullenergiehäuser einen Überschuss an Energie, den sie ins Netz einspeisen.
- Im Winter beziehen sie ihre Energie weitgehend aus dem öffentlichen Netz.
- Im Jahresdurchschnitt produzieren sie so viel Energie, wie sie selbst benötigen.
- Die Investitionskosten für Neubau und Umbau sind hoch, die Kosten gleichen sich im Schnitt aber nach 10 bis 12 Jahren aus.
- Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (Kfw) fördert energetischen Baumaßnahmen.
Was ist ein Nullenergiehaus?
Jedes Gebäude muss mit Energie für Warmwasser, Kühlung und Heizung versorgt werden. Ein Nullenergiehaus zeichnet sich dadurch aus, dass die Energiebilanz bei Null liegt, das Haus sich also quasi selbst mit der notwendigen Energie versorgt.
Doch wie genau funktioniert das?
Schon gewusst?
Nullenergiehaus und Passivhaus: Was ist der Unterschied?
Jedes Nullenergiehaus ist in der Regel ein Passivhaus. Umgekehrt jedoch ist nicht jedes Passivhaus auch ein Nullenergiehaus.
Im Gegensatz zu Passivhäusern...
- ...ist in einem Nullenergiehaus zusätzlich meist eine Photovoltaikanlage zur Energieproduktion installiert.
- ...produzieren Nullenergiehäuser im Jahresmittel genug Energie für den eigenen Verbrauch.
Vorteile
- Im Jahresmittel entsteht eine ausgeglichene Balance zwischen Energieverbrauch und -produktion.
- Laufende Energiekosten bleiben gering.
- Frischluftzufuhr mittels Lüftungsanlage ganz ohne Durchzug und Temperaturschwankungen
- Schonend für Umwelt und Klima
- Sehr guter Schallschutz durch die Dämmung
- Wertsteigerung des Hauses
Nachteile
- Großer Aufwand für Konzeption und Umsetzung des Gebäudes
- Sehr hohe Investitionskosten, insbesondere im Vergleich zum Passivhaus
- Investitionskosten gleichen sich meist erst nach mehreren Jahren aus.
- Nullenergiehäuser sind trotz ausgeglichener Jahresbilanz meist nicht energieautark.
- Höherer Wartungsaufwand für die Anlagen
1. Solaranlage
Die Solaranlage ist ein wichtiger Bestandteil für die Energiegewinnung in einem Nullenergiehaus. Für eine 4-köpfige Familie werden etwa 30 qm Solarpanels benötigt, die optimalerweise auf dem nach Süden ausgerichteten Dach platziert werden.
Beim Umbau eines Bestandshauses müssen hier unter Umständen Einbußen in Kauf genommen oder das Dach umgebaut werden.
Beim Neubau kann dies bei der Planung des Daches von Beginn an berücksichtigt werden.

2. Außenwände
Schlecht oder nicht gedämmte Außenwände sind ein Energiefresser. Hier hilft zum Beispiel eine neue Außendämmung unter dem Fassadenputz.
Beim Umbau lohnt es sich, die Hohlräume im Mauerwerk mit Dämmmaterial zu füllen. Das können zum Beispiel moderne Materialien wie Granulate oder Schaum sein. Alleine diese Dämmung der Hohlwand kann die verlorene Wärme oft um bis zu 30 Prozent reduzieren. Ein Sonderfall sind Altbauten: Alte Gebäude haben oftmals keine Hohlräume und können aufgrund des Denkmalschutzes auch nicht von außen gedämmt werden. Hier kann eine innenliegende Dämmung helfen. Zur Dämmung des Kellers müssen zusätzlich die Außenwände freigelegt werden, damit die Dämmmaterialien installiert werden können.
Beim Neubau ist die Außendämmung die einfachste und auch günstigste Methode, um eine Wand gut zu dämmen. Bei Neubauten solltest du die richtige Dämmung schon bei der Bauplanung berücksichtigen. Für die richtige Dämmung kannst du zwischen verschiedenen Dämmmaterialien wählen. Alle Materialien sind in Sachen Brandschutz unbedenklich.

3. Dämmung des Daches
Ein weiterer Energiefresser ist ein schlecht gedämmtes Dach.
Bei Umbau und Neubau muss bei der Planung der Fassade und des Dachs eine spezielle Wärmedämmung eingeplant werden. Um den Anforderungen eines Nullenergiehauses zu entsprechen, ist im Dachbereich eine Dämmstärke von mehr als 30 Zentimetern notwendig. Neben der üblichen Dämmung mit speziellen Dämmstoffplatten zwischen den Dachsparren oder Matten ist es darüber hinaus notwendig, unter den Sparren weitere Dämmmaterialien aufzubringen.

4. Be- und Entlüftungsanlage
Herzstück eines Nullenergiehauses ist eine moderne Lüftungsanlage, die bei der Wärmerückgewinnung hilft. Sie entzieht der Raumluft Wärme und benutzt sie, um in einem Wärmetauscher die eingeholte Frischluft aufzuwärmen. So ist keine zusätzliche Heizung nötig und die Temperatur im Haus bleibt konstant.
Beim Umbau eines Bestandsgebäude wird ein Leitungssystem benötigt, da jeder Raum versorgt sein muss. Am besten erledigst du das zusammen mit anderen Kernsanierungen.
Beim Neubau wird die Lüftungsanlage inklusive der notwendigen Leitungen bei der Bauplanung mit berücksichtigt.

5. Wärmepumpen
Mithilfe von Wärmepumpen wird Wärme aus der Umgebungsluft, der Erde und dem Grundwasser gewonnen. Für jede Energiequelle gibt es einen eigenen Pumpentyp.
- Grundwasserpumpen, auch Wasser-Wasser-Wärmepumpen genannt, nutzen das Grundwasser, haben die beste Energiebilanz, sind aber besonders teuer und aufwendig.
- Erdwärmepumpen gewinnen die Energie aus dem Erdreich, sind ähnlich effizient und etwas günstiger in Anschaffung und Einbau.
- Luftwärmepumpen nutzen die Wärme aus der Luft, haben im Schnitt die schlechteste Bilanz, ihr Einbau ist aber weniger aufwendig und kostengünstiger.
Ob beim Neubau oder Umbau eine Wärmepumpe eingeplant werden soll, hängt von der Dämmung und der Größe der Heizung ab. Bei Fußboden- oder Wandheizungen lohnen sie sich am meisten, weil auch durch geringe Wärme großflächig geheizt werden kann.

6. Langzeitwärmespeicher
Ein Langzeitwärmespeicher ist nicht dringend notwendig, lohnt sich aber unter Umständen. Er dient dazu, die über die Solaranlage gewonnene Wärme zu speichern und somit noch weniger abhängig von fossilen Brennstoffen zu sein. Der Langzeitwärmespeicher ist ein großer Tank, der in der Regel unterirdisch verbaut wird.
Beim Umbau eines Bestandshauses ist dies kaum möglich, sodass die Nachrüstung unverhältnismäßig aufwendig und teuer ist.
Beim Neubau muss die Konstruktion von Beginn an mitgedacht werden.

7. Digitales Kontrollsystem
Zu guter Letzt kann ein modernes Nullenergiehaus mit all diesen Aspekten nur dann effektiv die maximale Leistung liefern, wenn ein digitales Kontrollsystem alles überprüft und steuert. Denn es muss sehr genau gewirtschaftet werden, da das Heizsystem des Hauses von äußeren Faktoren wie den Sonnenstunden abhängig ist.

Welche Fördermittel kann ich für Umbau und Neubau beantragen?
Um das Wohnen immer energieeffizienter machen, fördert die Förderbank Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) insbesondere auch Projekte von privaten Bauherren. Förderungen gibt es in Form von Darlehen und Zuschüssen für
- Photovoltaikanalagen
- Lüftungsanalagen
- Heizungsanalagen
- Baubegleitung
- Nachhaltigkeitszertifizierung
Erfahre in unserem Ratgeber mehr über die Verfahren, Kosten und Fördermöglichkeiten energetischer Sanierungen:
Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude (BEG)
Für die energetische Sanierung eines bestehenden Hauses oder den Kauf eines frisch sanierten Effizienzhauses gibt es den Wohngebäude-Kredit. Gefördert werden alle Maßnahmen, die zur Effizienzhaus-Stufe 85 oder besser führen. Bei einem Kauf müssen die Sanierungskosten dafür gesondert ausgewiesen sein.
Schnell erklärt: Effizienzhaus-Stufen
Für energiesparende Gebäude kannst du dich an den Effizienzhaus-Stufen orientieren: Je kleiner die Kennzahl einer Effizienzhaus-Stufe ist (z.B. KfW 40, KfW 55) , desto weniger Energie verbraucht die Immobilie und desto höher ist die Förderung.
Weitere Effizienzhaus-Typen
Wichtige Fragen schnell beantwortet:
- Die durchschnittlichen Kosten für Wärmeerzeugung, Wassererwärmung und Strom für den Haushalt belaufen sich bei einem Wohnhaus für vier Personen auf etwa 2.500 € im Jahr.
- Die Kosten für die Sanierung eines Gebäudes zum Nullenergiehaus haben sich daher nach 10 bis 12 Jahren amortisiert.
- Bei weiter steigenden Energiepreisen und immer günstigeren Baustoffen geht es sogar schneller.
- Die baulichen Maßnahmen beinhalten: verbesserte Wärmedämmung mit Hilfe industriell vorgefertigter Bauteile, Einbau von Fenstern mit hochwertiger Dreischeibenverglasung, Anbringung einer Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Effizienzhaus Stufe 40 mit Nachhaltigkeitsklasse
Effizienzhaus 55: Die Förderung wurde zum 01.02.2022 eingestellt.
Förderung für energieeffiziente Sanierungen:
Energiestufen 40, 55, 70 und 80