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Nullenergiehaus – So wird dein Haus zum energetischen Selbstversorger

Das besondere an einem Nullenergiehaus ist, dass es sich vollständig selbst mit Energie versorgt. Aber wie geht das? Die benötigte Energie wird durch Solaranlagen im Sommer gewonnen und durch eine effiziente Dämmung für den Winter gespeichert. In diesem Ratgeber erfährst du alles über die Vor-und Nachteile von Nullenergiehäusern, wie sie funktionieren und was du beim Neubau und Umbau berücksichtigen musst.

Nullenergiehaus mit Photovoltaikanlage auf dem Dach
© KB3/AdobeStock

In aller Kürze

  • Im Sommer produzieren Nullenergiehäuser einen Überschuss an Energie, den sie ins Netz einspeisen.

  • Im Winter beziehen sie ihre Energie weitgehend aus dem öffentlichen Netz.

  • Im Jahresdurchschnitt produzieren sie so viel Energie, wie sie selbst benötigen.

  • Die Investitionskosten für Neubau und Umbau sind hoch, die Kosten gleichen sich im Schnitt aber nach 10 bis 12 Jahren aus.

  • Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (Kfw) fördert energetischen Baumaßnahmen.

Was ist ein Nullenergiehaus?

Jedes Gebäude muss mit Energie für Warmwasser, Kühlung und Heizung versorgt werden. Ein Nullenergiehaus zeichnet sich dadurch aus, dass die Energiebilanz bei Null liegt, das Haus sich also quasi selbst mit der notwendigen Energie versorgt.

Doch wie genau funktioniert das?

In den Sommermonaten erzeugt das Haus sehr viel Energie. Dabei hilft vor allem die Sonne.

  • Mithilfe einer Photovoltaikanlage, bzw. Solaranlage wird die natürliche Sonneneinstrahlung in nutzbare Energie umgewandelt.
  • Überschüssige Energie läuft in das Energienetz und kann von anderen Gebäuden genutzt werden.
  • Häufig wird sie aber auch (teilweise) für das Laden von Elektroautos in der eigenen Garage genutzt.
In den Wintermonaten reicht die Sonne nicht aus, um ausreichend Energie zu produzieren.

  • Große Fenster, die Richtung Süden ausgerichtet sind, lassen so viel Sonnenlicht wie möglich rein.
  • Eine gute Dämmung der Wände und des Daches sorgen dafür, dass die Wärme möglichst gut gespeichert wird.
  • Fehlende Energie bezieht das Haus aus dem Energienetz, in das im Sommer die ungenutzte Energie gelaufen ist.
Im Durchschnitt eines Jahres erzeugt das Haus also so viel Energie, wie es selbst benötigt.

  • Das Plus aus dem Sommer und das Minus aus dem Winter ergeben Null.
  • Daher kommt der Name Nullenergiehaus.

Schon gewusst?

Die meiste Energie geht durch das Lüften der Wohnräume verloren. Worauf du daher unbedingt achten solltest, erfährst du in unseren Ratgebern rund ums Lüften im Sommer und Lüften im Winter.

Nullenergiehaus und Passivhaus: Was ist der Unterschied?

Jedes Nullenergiehaus ist in der Regel ein Passivhaus. Umgekehrt jedoch ist nicht jedes Passivhaus auch ein Nullenergiehaus.

Im Gegensatz zu Passivhäusern...

  • ...ist in einem Nullenergiehaus zusätzlich meist eine Photovoltaikanlage zur Energieproduktion installiert.
  • ...produzieren Nullenergiehäuser im Jahresmittel genug Energie für den eigenen Verbrauch.

Vor- und Nachteile eines Nullenergiehauses

Vorteile

  • Im Jahresmittel entsteht eine ausgeglichene Balance zwischen Energieverbrauch und -produktion.
  • Laufende Energiekosten bleiben gering.
  • Frischluftzufuhr mittels Lüftungsanlage ganz ohne Durchzug und Temperaturschwankungen
  • Schonend für Umwelt und Klima
  • Sehr guter Schallschutz durch die Dämmung
  • Wertsteigerung des Hauses

Nachteile

  • Großer Aufwand für Konzeption und Umsetzung des Gebäudes
  • Sehr hohe Investitionskosten, insbesondere im Vergleich zum Passivhaus
  • Investitionskosten gleichen sich meist erst nach mehreren Jahren aus.
  • Nullenergiehäuser sind trotz ausgeglichener Jahresbilanz meist nicht energieautark.
  • Höherer Wartungsaufwand für die Anlagen

Umbau und Neubau – Das musst du beachten

Um einen Neubau als Nullenergiehaus zu planen oder dein Bestandshaus zu einem zu machen, musst du gewisse Anforderungen erfüllen.

Die 7 wichtigsten Punkte haben wir für dich zusammengefasst:

1. Solaranlage

Die Solaranlage ist ein wichtiger Bestandteil für die Energiegewinnung in einem Nullenergiehaus. Für eine 4-köpfige Familie werden etwa 30 qm Solarpanels benötigt, die optimalerweise auf dem nach Süden ausgerichteten Dach platziert werden.

Beim Umbau eines Bestandshauses müssen hier unter Umständen Einbußen in Kauf genommen oder das Dach umgebaut werden.

Beim Neubau kann dies bei der Planung des Daches von Beginn an berücksichtigt werden.

Solarpanels werden auf einem Dach angebracht.
© Marina Lohrbach/stock.adobe.com

2. Außenwände

Schlecht oder nicht gedämmte Außenwände sind ein Energiefresser. Hier hilft zum Beispiel eine neue Außendämmung unter dem Fassadenputz.

Beim Umbau lohnt es sich, die Hohlräume im Mauerwerk mit Dämmmaterial zu füllen. Das können zum Beispiel moderne Materialien wie Granulate oder Schaum sein. Alleine diese Dämmung der Hohlwand kann die verlorene Wärme oft um bis zu 30 Prozent reduzieren. Ein Sonderfall sind Altbauten: Alte Gebäude haben oftmals keine Hohlräume und können aufgrund des Denkmalschutzes auch nicht von außen gedämmt werden. Hier kann eine innenliegende Dämmung helfen. Zur Dämmung des Kellers müssen zusätzlich die Außenwände freigelegt werden, damit die Dämmmaterialien installiert werden können.

Beim Neubau ist die Außendämmung die einfachste und auch günstigste Methode, um eine Wand gut zu dämmen. Bei Neubauten solltest du die richtige Dämmung schon bei der Bauplanung berücksichtigen. Für die richtige Dämmung kannst du zwischen verschiedenen Dämmmaterialien wählen. Alle Materialien sind in Sachen Brandschutz unbedenklich.

Außenfassade eines Hauses mit Dämmmaterial und Gerüst.
© WestPic/stock.adobe.com

3. Dämmung des Daches

Ein weiterer Energiefresser ist ein schlecht gedämmtes Dach.

Bei Umbau und Neubau muss bei der Planung der Fassade und des Dachs eine spezielle Wärmedämmung eingeplant werden. Um den Anforderungen eines Nullenergiehauses zu entsprechen, ist im Dachbereich eine Dämmstärke von mehr als 30 Zentimetern notwendig. Neben der üblichen Dämmung mit speziellen Dämmstoffplatten zwischen den Dachsparren oder Matten ist es darüber hinaus notwendig, unter den Sparren weitere Dämmmaterialien aufzubringen.

Querschnitt eines Hausdaches mit Dämmung.
© Alterfalter/stock.adobe.com

4. Be- und Entlüftungsanlage

Herzstück eines Nullenergiehauses ist eine moderne Lüftungsanlage, die bei der Wärmerückgewinnung hilft. Sie entzieht der Raumluft Wärme und benutzt sie, um in einem Wärmetauscher die eingeholte Frischluft aufzuwärmen. So ist keine zusätzliche Heizung nötig und die Temperatur im Haus bleibt konstant.

Beim Umbau eines Bestandsgebäude wird ein Leitungssystem benötigt, da jeder Raum versorgt sein muss. Am besten erledigst du das zusammen mit anderen Kernsanierungen.

Beim Neubau wird die Lüftungsanlage inklusive der notwendigen Leitungen bei der Bauplanung mit berücksichtigt.

Lüftungsanlage eines Hauses.
© Tobias/stock.adobe.com

5. Wärmepumpen

Mithilfe von Wärmepumpen wird Wärme aus der Umgebungsluft, der Erde und dem Grundwasser gewonnen. Für jede Energiequelle gibt es einen eigenen Pumpentyp.

  • Grundwasserpumpen, auch Wasser-Wasser-Wärmepumpen genannt, nutzen das Grundwasser, haben die beste Energiebilanz, sind aber besonders teuer und aufwendig.
  • Erdwärmepumpen gewinnen die Energie aus dem Erdreich, sind ähnlich effizient und etwas günstiger in Anschaffung und Einbau.
  • Luftwärmepumpen nutzen die Wärme aus der Luft, haben im Schnitt die schlechteste Bilanz, ihr Einbau ist aber weniger aufwendig und kostengünstiger.

Ob beim Neubau oder Umbau eine Wärmepumpe eingeplant werden soll, hängt von der Dämmung und der Größe der Heizung ab. Bei Fußboden- oder Wandheizungen lohnen sie sich am meisten, weil auch durch geringe Wärme großflächig geheizt werden kann.

Heizungssystem im Keller
© DedMityay/stock.adobe.com

6. Langzeitwärmespeicher

Ein Langzeitwärmespeicher ist nicht dringend notwendig, lohnt sich aber unter Umständen. Er dient dazu, die über die Solaranlage gewonnene Wärme zu speichern und somit noch weniger abhängig von fossilen Brennstoffen zu sein. Der Langzeitwärmespeicher ist ein großer Tank, der in der Regel unterirdisch verbaut wird.

Beim Umbau eines Bestandshauses ist dies kaum möglich, sodass die Nachrüstung unverhältnismäßig aufwendig und teuer ist.

Beim Neubau muss die Konstruktion von Beginn an mitgedacht werden.

Wärmespeicher im Keller eines Hauses.
© Rasto/stock.adobe.com

7. Digitales Kontrollsystem

Zu guter Letzt kann ein modernes Nullenergiehaus mit all diesen Aspekten nur dann effektiv die maximale Leistung liefern, wenn ein digitales Kontrollsystem alles überprüft und steuert. Denn es muss sehr genau gewirtschaftet werden, da das Heizsystem des Hauses von äußeren Faktoren wie den Sonnenstunden abhängig ist.

Kontrollsystem für Energieversorgung auf einem Smartphone
© schulzfoto/stock.adobe.com

Welche Fördermittel kann ich für Umbau und Neubau beantragen?

Um das Wohnen immer energieeffizienter machen, fördert die Förderbank Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) insbesondere auch Projekte von privaten Bauherren. Förderungen gibt es in Form von Darlehen und Zuschüssen für

  • Photovoltaikanalagen
  • Lüftungsanalagen
  • Heizungsanalagen
  • Baubegleitung
  • Nachhaltigkeitszertifizierung

Erfahre in unserem Ratgeber mehr über die Verfahren, Kosten und Fördermöglichkeiten energetischer Sanierungen:

Aktuelle Info

Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude (BEG)

Seit dem 01.03.2023 gibt es für den Hausbau oder Kauf eines Neubaus die neuen KfW-Förder­kredite und Zuschüsse „Klimafreundlicher Neubau“. Du erhältst die Förderung, wenn das Haus die Effizienzhaus-Stufe 40 erreicht und die Vorgaben für das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude Plus (QNG-PLUS) erfüllt. Außerdem darf es nicht mit Öl, Gas oder Biomasse beheizt werden.
Für die energetische Sanierung eines bestehenden Hauses oder den Kauf eines frisch sanierten Effizienzhauses gibt es den Wohngebäude-Kredit. Gefördert werden alle Maßnahmen, die zur Effizienzhaus-Stufe 85 oder besser führen. Bei einem Kauf müssen die Sanierungskosten dafür gesondert ausgewiesen sein.
Quelle: KfW

Schnell erklärt: Effizienz­haus-Stufen

Für energiesparende Gebäude kannst du dich an den Effizienz­haus-Stufen orientieren: Je kleiner die Kenn­zahl einer Effizienz­haus-Stufe ist (z.B. KfW 40, KfW 55) , desto weniger Energie verbraucht die Immobilie und desto höher ist die Förderung.

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Ein Niedrigenergiehaus mit Solarpanels auf dem Dach.
© warrantbuffet/AdobeStock

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Wichtige Fragen schnell beantwortet:

Ob sich die energetische Sanierung lohnt, hängt vom vorherigen Energieverbrauch, der Bausubstanz und vom Sanierungskonzept ab.
  • Die durchschnittlichen Kosten für Wärmeerzeugung, Wassererwärmung und Strom für den Haushalt belaufen sich bei einem Wohnhaus für vier Personen auf etwa 2.500 € im Jahr.
  • Die Kosten für die Sanierung eines Gebäudes zum Nullenergiehaus haben sich daher nach 10 bis 12 Jahren amortisiert.
  • Bei weiter steigenden Energiepreisen und immer günstigeren Baustoffen geht es sogar schneller.
  • Die baulichen Maßnahmen beinhalten: verbesserte Wärmedämmung mit Hilfe industriell vorgefertigter Bauteile, Einbau von Fenstern mit hochwertiger Dreischeibenverglasung, Anbringung einer Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Förderung für energieeffiziente Neubauten:
Effizienzhaus Stufe 40 mit Nachhaltigkeitsklasse
Effizienzhaus 55: Die Förderung wurde zum 01.02.2022 eingestellt.

Förderung für energieeffiziente Sanierungen:
Energiestufen 40, 55, 70 und 80

Das ist die Menge an Energie, die nötig ist, um den Energiebedarf eines Hauses für Heizung, Warmwasser, Kühlung und Lüftung zu decken. Dabei ist aber auch die Energie für vorgelagerte Prozesse, wie bspw. das Gewinnen von fossilen Energieträgern (Abbau, Lagerung, Transport, etc.) mit zu berücksichtigen.
Dies bezeichnet den Wärmeverlust, der auch durch eine gute Dämmung und moderne Bauteile, wie Fenster und Türen, nicht verhindert werden kann. Bestimmte Außenbauteile des Hauses (z.B. die Außenwände oder Dachfenster) sind nämlich, je nach ihrer Beschaffenheit und Qualität, trotz guter Dämmung luftdurchlässig und lassen somit Wärme nach außen durch.
Prinzipiell sind Nullenergiehäuser für Personen in allen Lebenslagen geeignet, die Wert auf nachhaltiges Wohnen legen. Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass die anfänglichen Kosten relativ hoch sind und sich erst nach einigen Jahren wieder ausgleichen. Auch mit den entsprechenden finanziellen Förderungen, braucht es daher ein gewisses Eigenkapital. Außerdem ist der Wartungsaufwand recht hoch, was man dringend mit berücksichtigen sollte.

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