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Fachwerkhaus – Traumhaft schön oder Kostenfalle?

Stimmt der Anblick eines Fachwerkhauses dich auch nostalgisch? Als wohltuendes Gegenstück zu Beton und Asphalt verschönern sie vielerorts das Landschaftsbild. Kein Wunder also, dass sie trotz ihres historischen Ursprungs auch heute noch in modernen Varianten gebaut und genutzt werden: als Wohnhaus, aber ebenso als Büro oder Ladenlokal. Hier zeigen wir dir die Vor- und Nachteile der Fachwerkbauweise, Tipps zum Neubau und zur Sanierung, zum Umgang mit Denkmalschutz und Energieeffizienz.

Illustration eines Fachwerkhauses

In aller Kürze

  • Ein Fachwerkhaus besteht aus einem Holzskelett mit liegenden, stehenden und schrägen Bauhölzern.
  • Der Stil des Fachwerks ist zeitlos.
  • Ältere Fachwerkhäuser benötigen regelmäßige Sanierungen und stehen unter Umständen unter Denkmalschutz.
  • Fachwerk ist bekannt für gute Stabilität und Schall- und Wärmedämmung.

Was ist ein Fachwerkhaus? Bauweise und Besonderheiten

Der Aufbau eines Fachwerkhauses ist simpel: Es besteht aus einem Holzskelett, welches wiederum aus verschiedenen Bauteilen – vorwiegend liegenden, stehenden und schrägen Bauhölzern – zusammengesetzt wird. Hierbei handelt es sich um eine Jahrhunderte alte Technik. Durch die bestimmte Bauweise dienen die verschiedenen Hölzer zur Lastabtragung und sorgen für eine gute Stabilität, was die Einsturzgefahr auf ein Minimum reduziert.

Um die Stabilität zu gewährleisten, muss das Skelett des Hauses aus einem widerstandsfähigen Holz gebaut sein. Handelt es sich um eine historische, gar denkmalgeschützte Fachwerkbaute, handelt es sich in der Regel um teures Eichenholz. Preiswertere Optionen sind beispielsweise Douglasien- oder Lärchenholz.

Die Leerräume zwischen den Balken werden je nach Stil mit unterschiedlichen Materialien gefüllt. So sind bei Fachwerkhäusern im niederdeutschen Raum die Zwischenräume meist mit Ziegelsteinen ausgefüllt, im oberdeutschen Stil hingegen mit Lehm oder gestärktem Holzgeflecht.

Oberdeutsches Fachwerkhaus mit Giebeln
© Fotolyse/AdobeStock

Bauliche Merkmale

Charakteristisch für Fachwerkhäuser sind die Ständer, die das tragende System eines Gebäudes bilden. Sie reichen durchgehend von der Schwelle bis zum Dach und bilden gleichzeitig die Seitenwände.

Besteht das Haus nur aus zwei Ständerreihen, ist von einem Zweiständerhaus die Rede. Charakteristisch für diesen Haustyp ist die Diele.

Das Vierständerhaus ist eine komfortablere Weiterentwicklung des Zweiständerhauses und beruht, wie der Name bereits verrät, auf vier Ständerreihen. Aufgrund der vielen Stützwände besteht eine deutlichere Trennung zwischen Wohnraum und Stallungen. Grundsätzlich wird nur zwischen den eben genannten Haustypen unterschieden. Als Übergangsform gibt es jedoch noch das Dreiständerhaus, welches eine asymmetrische Abweichung der beiden aufgeführten Haustypen ist.

Niederdeutsches Fachwerk:

  • Zwei- und Vierständerkonstruktionen für große Hallenhäuser, mit einer direkt von der Straße zugänglichen zentralen Halle, der Diele
  • Dreischiffiger Grundriss: in den Seitenschiffen waren ursprünglich Ställe untergebracht, im Mittelschiff die Diele

Mitteldeutsches Fachwerk:

  • Meist mit dem Giebel zur Straße
  • Aufteilung des Grundrisses: nach vorn die "Gute Stube", dann Küche und Treppenhaus und nach hinten Schlafkammern
  • Stallungen, Erntelager etc. wurden meist in getrennten Gebäuden untergebracht

Oberdeutsches Fachwerk:

  • Haustyp in Rähmbauweise, die sich durch den weiten Abstand der Pfosten mit weiter Ständerstellung auszeichnet
Fachwerkhaus mit muschelförmigen, sonnenähnlichen Ornamenten
© ydebrink.j/AdobeStock

Wusstest du schon...?

Einige Fachwerkhäuser sind zusätzlich mit Schmuck versehen. Je nach Region unterscheiden sich die Schmuckelemente. Beispielsweise galten Fratzen am Türsturz im 17. Jahrhundert auf dem Land als Bannzauber gegen Krankheit, Böses und Diebe. In städtischen Gebieten hingegen werden Masken und Fratzen ausschließlich als schmückendes Detail angesehen, deren Ursprung in muschelförmigen, sonnenähnlichen Ornamenten vermutet wird.

Vor- und Nachteile eines Fachwerkhauses

Vorteile

  • Die beständige Balkenkonstruktion sorgt für eine gute Stabilität.
  • Stabile Wände aus Lehm oder Ziegeln versprechen gute Schall- und Wärmedämmung.
  • Fachwerkhaus-Neubauten bestehen aus zeitgemäßen Materialien wie Stahl oder Glas und können auf energiesparende Art und Weise gebaut werden.
  • Ältere Fachwerkhäuser sind oft verwinkelt, eigentümlich und haben einen gewissen Charme.
  • Der Stil des Fachwerks ist zeitlos und bietet Spielraum für Individualisierung.

Nachteile

  • Ältere Fachwerkhäuser benötigen regelmäßige Sanierungen und Instandsetzungen.
  • Historische Fachwerkhäuser stehen unter Umständen unter Denkmalschutz und dürfen nicht oder nur unter strengen Auflagen baulich verändert werden.
  • Je nach verwendeten Materialien kann eine größere Brandgefahr bestehen.
  • Ein altes Fachwerkhaus hat seine Eigenheiten: verwinkelte Zimmer, kleine Fenster und ungerade Böden sind nicht jedermanns Geschmack und meist nicht barrierefrei.
Fachwerkhaus am Waldrand
© Pixel62/AdobeStock

Für wen ist ein Fachwerkhaus das Richtige?

Wer an ein Fachwerkhaus denkt, hat ein bestimmtes Bild vor Augen. Oft wird jedoch außer Acht gelassen, dass es mittlerweile auch moderne Formen des Fachwerkhauses gibt. So kann es beispielsweise als Fertighaus mit Stahlverstrebungen und großen Fensterfronten oder als Bungalow mit integrierten Blumentöpfen überzeugen. Wer jedoch gerne in einem Mehrfamilienhaus oder einer Stadtvilla leben möchte, sollte sein Haus aus Preisgründen lieber nicht im Fachwerkstil bauen.

Besonders überzeugend in Hinblick auf den Kauf oder Bau eines Fachwerkhauses sind die gute Stabilität und Schall- und Wärmedämmung. Zusätzlich haben alte Fachwerkhäuser den enormen Vorteil, dass sie durch die ursprüngliche Nutzung als Wohn- und Stallungsstätte bei der neuen Raumplanung individuell umgestaltet werden können. Anders als bei anderen Bauarten können nicht nur einzelne Wände verschoben werden, sondern ganze tragende Wände entfernt und die Räume je nach Belieben vergrößert werden.

Weitere Pluspunkte für Romantik-Liebhaber sind die verwinkelten Räume, die großzügig gestalteten Dielen und die oftmals vorhandenen Erker. Wer sich hingegen an Nischen stört und Liebe zum Detail überbewertet findet, sollte sich eher nicht für ein Fachwerkhaus entscheiden.

Was kostet es, ein Fachwerkhaus neu zu bauen?

Es gibt keinen pauschalen Preis für den Bau eines Fachwerkhauses, denn die Gestaltung ist sehr individuell. Du hast nahezu unbegrenzte Möglichkeiten in Bezug auf Grundriss und Extras. Die Lage des Hauses spielt natürlich auch eine Rolle für den Preis. In der Regel ist ein Fachwerkhaus teurer als die meisten anderen Haustypen. Ein einfaches, kleines Fachwerkhaus bis 150 qm kostet in etwa 200.000 bis 350.000 Euro. Bei einer Fläche von 200 bis 250 qm steigt der Preis je nach Ausbaustufe auf etwa 200.000 bis 450.000 Euro.

Wer Kosten sparen will und keine körperliche Arbeit scheut, kann mit einem Ausbauhaus einige Kosten sparen. Hier liegen die Kosten bei etwa 150.000 bis 200.000 Euro, je nach Ausbaustufe.

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Fachwerkhaus sanieren: Das musst du beachten

Denkmalschutz

Erwirbt man ein altes Fachwerkhaus bedarf es oft einer Sanierung. Je nach Zustand des Hauses und der Bauweise kann diese mit mehr oder weniger hohen Kosten verbunden sein. Wichtig ist, dass die Sanierung fachgerecht durchgeführt wird, denn eine falsche Vorgehensweise kann enormen Schaden verursachen. Ist das Haus denkmalgeschützt, müssen bestimmte Vorgaben eingehalten werden. Entgegen der weitverbreiteten Annahme ist der Ablauf einer solchen Planung aber nicht allzu kompliziert, sofern der Rat von Fachleuten eingeholt wird.

Denkmalschutz Beschilderung an einem Fachwerkhaus
© photalo/AdobeStock

Wer eine denkmalgeschütze Baute saniert, muss sich aber darüber im Klaren sein, dass oftmals der Zustand des Gebäudes wiederhergestellt werden muss, in dem es als Kulturdenkmal in die Denkmalschutzliste eingetragen wurde. Dies muss nicht immer der ursprüngliche Zustand sein, da auch Denkmalschützer darauf bedacht sind, historische Häuser möglichst zeitgemäß und effizient zu nutzen. Die zuständige Denkmalschutzbehörde muss nicht nur bei Umbaumaßnahmen, sondern auch schon bei scheinbar kleinen Instandhaltungsarbeiten informiert werden.

Im Laufe der Planung muss für geschützte Häuser dann ebenso wie für nicht geschützte Häuser ein Bauantrag beim Bauamt gestellt werden.

Energieeffizientes Fachwerk – Ist das möglich?

Die spezielle Kombination aus Holzfachwerk und Füllungen mit Lehm oder Steinen macht Fachwerkhäuser so unverwechselbar. Die Bauweise gibt den Gebäuden ihre Stabilität, entspricht aber nicht den modernen Anforderungen an Wärmedämmung oder Energieeffizienz. Wettereinflüsse wie Regen, Schnee oder Hitze wirken sich negativ auf die Bausubstanz von Fachwerkhäusern aus.

Lehmfachwerk oder Steinfachwerk verfügen nicht über die gleichen Dämmfähigkeiten wie moderne Baustoffe. Da Fachwerk eine permanente Luftzirkulation benötigt, um das Holz vor Feuchtigkeit zu schützen, ist die Dämmung von Fachwerk nur bedingt möglich. Eine gute Möglichkeit, doch für ausreichende Wärmedämmung zu sorgen, ist der Einbau von Doppelglasfenstern oder sogar Drei-Scheiben-Gläsern anstatt der üblichen Einfachfenster. Hier muss man aber darauf achten, dass durch den Umbau die Luftzirkulation im Haus nicht schon zu sehr beeinträchtigt wird.

Auf Fachwerk spezialisierte Handwerksleute und Berater:innen können dir helfen, dein Fachwerkhaus zu modernisieren und eine fehlerhafte Dämmung zu reparieren. Das erhöht die Energieeffizienz deines Fachwerks.

3 Tipps zur Sanierung eines Fachwerkhauses

Nässe beeinflusst Fachwerkbauten maßgeblich. Kann das Wasser nicht richtig abfließen, dringt es durch die Fassade und das Holz beginnt zu faulen. Durch die Konstruktion der Häuser sind sie besonders anfällig für Feuchtigkeitsschäden im Inneren. Bei Sanierungsarbeiten muss darauf geachtet werden, dass vorstehende Simse und Kanten abgeschrägt sind und die Verbindungsstellen zwischen Holz und Gefach bündig sind.
Schadhafte Stellen müssen umgehend repariert werden. Wichtig ist, dass angefaulte Balken nicht immer vollständig ersetzt werden, sondern dass das angefaulte Holz soweit abgetragen wird, bis gesundes Holz zum Vorscheinen kommt. Anschließend können die betroffenen Stellen dann mit passenden Bohlenstücken oder Nagelblechen ausgebessert werden. Brüchige Bauteile aus Stein sowie Putz oder Farbe sollen möglichst mit der gleichen Sorte ersetzt werden. Auch hier gilt: Möglichst wenig alte Bausubstanz opfern.
Nicht nur das Material, sondern auch die Herangehensweise sollte optimalerweise den ursprünglichen Gegebenheiten ähneln. Sprich Hölzer sollten mit alten Zapfentechniken verbaut werden um sicher zu stellen, dass ursprüngliche Materialverbindungen aufrecht erhalten werden. Fugen sollten niemals dauerhaft verschlossen werden, sondern mit haarfeiner Masse geschlossen werden, da ansonsten das Material spröde wird und Feuchtigkeit leichter eindringen kann.

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